Online-Branchenbuch-Einträge statt Unternehmens-Website?

Ein spätes Andenken an meine Katzen ziert mein Sofa: mit Hingabe hatten eines Tages meine Katzen damals doch noch Gefallen daran gefunden, sich an den Armlehnen zu strecken und die Krallen zu wetzen. Ich gebe zu, ich habe ein etwas merkwürdiges Verständnis von Andenken und habe bis zum heutigen Tage diese „Spuren der Verwüstung“ absichtlich nicht beseitigen lassen, obwohl meine Lieben schon seit über drei Jahren verstorben sind.

Heute aber packte mich dann der Elan oder sowas wie Ordnungswut und ein Schuß von „jetzt oder nie“ und ich hab` die kaputten Stellen sofort fotografiert und wollte sie an eine Polsterei in der Nähe senden zwecks Aufwandseinschätzung der Reparatur.

Ich suchte also in Google nach einer Polsterei. Und zwar ganz konkret nach den Kontaktdaten einer Polsterei im Nachbarort, die ich schon kenne. Ich erwartete nun eigentlich, neben einigen Branchenbucheinträgen, auch die Website dieser Firma zu finden. So rudimentär die auch sei.

Aber Pustekuchen.

Was mich stattdessen in den SERPs empfing, war die Auflistung von – für mein Empfinden – ungewöhnlich vielen Branchenbucheinträgen, die die Polsterei wohl gemacht hatte.

Alternativen zur klassischen SEO sind nötig

Seit rund zwei Jahren boomt das Thema Suchmaschinenoptimierung überall: kaum eine Wirtschafts- oder Unternehmerzeitschrift, die nicht dazu rät und mehr oder weniger gute Tipps gibt. Umso schwieriger wird es natürlich für alle Akteure, jetzt noch gute Rankings mit vertretbarem Aufwand zu erzielen. Dafür hätte man schon lange vorher sorgen müssen, als das noch ganz easy machbar war.

Sofort dachte ich an Karl Kratz „Kolumne“ auf der letzten Seite der aktuellen Ausgabe der Website Boosting, in der auch er (sinnvollerweise) zur Beachtung der vielen Online Marketing-Möglichkeiten außerhalb von Google aufruft. Dazu fällt mir ja etliches ein, aber die massenhafte Eintragung in Branchenbücher wäre jetzt nicht gerade meine Prio Nummer Eins dabei.

Vielleicht zu unrecht. Vielleicht bringt das zumindest für kleine und regional tätige Unternehmen ja eine ganze Menge? Zumindest bewirkt es, das bei der Google-Suche nach „Polsterei Köln + Stadteilname“ auf den ersten Plätzen der SERPs die Branchenbucheinträge dieser Polsterei erscheinen. Nicht schwierig natürlich, denn ich weiß, dass es in diesem Kölner Stadtteil keine weitere Polsterei gibt. Aber trotzdem: Wenn ich nun in diesem Stadteil wohne und also eine Firma genau dort suche, dann wäre mir als Suchendem ja tatsächlich schon mit den Branchenbucheinträgen geholfen.

Ob das echt ausreicht für diese Polsterei?

Oder ob die aufgrund ihres jahrzehntelangen Bestehens einfach richtig gutes „People-Business“ machen, also klassisch via Mundpropaganda / Empfehlungen und Kölschem Klüngel akquirieren inklusive der dann unvermeidlichen Vereinszugehörigkeiten?
Ich werde dem nachgehen und die Polsterei einfach fragen – falls ich es schaffe dort jemanden telefonisch zu erreichen. Denn eine Emailadresse war auch in den Branchenbüchern nicht angegeben… und der Anrufbeantworter scheint „irgendwie kaputt“… Aber egal. Vielleicht haben die ja einfach wegen Reichtum geschlossen und deswegen weder Website noch funktionierenden Anrufbeantworter? Wenn dem so ist, müssen die aber verdammt viel richtig gemacht haben. Ich bin mal gespannt, was das sein könnte…

Gründe für meine hohe Motivation zur Kontaktaufnahme

Jeder normale Mensch fragt sich jetzt vermutlich, warum ich nicht einfach woanders anrufe. Spätestens der kaputte AB führt ja dazu.

Klar, das würde ich auch so sehen. Aber es handelt sich bei dieser Polsterei um ein uraltes Familienunternehmen aus meiner elterlichen Nachbarschaft… Deshalb bin ich natürlich schon „stark motiviert“ denen den Auftrag zu geben – und ich finde es jetzt auch wirklich interessant, wie die es schaffen, am Markt zu bestehen ohne Website, ohne öffentliche Emailadresse und sogar ohne AB. Das will ich wissen. Von solchen Leuten können wir „Onliner“ was lernen. ;-)

Werde dann wieder berichten.